Faszinierend: der Braunkohletagebau Garzweiler. Foto: Freundeskreis Bourg-la-Reine

Besuch aus Frankreich

Kontrastreiches Programm

Ein Konzert in der Marienkapelle, ein Bayrisches Buffet auf dem Monberg, eine Fahrt durch den Braunkohle-Tagebau Garzweiler, anschließend Schloss Paffendorf und das mittelalterliche Städtchen Alt-Kaster: Größer könnten die Kontraste im Besuchsprogramm der Gäste nicht sein. Auftakt zum Aufenthalt der Gäste aus Bourg-la-Reine vom 28. 4. bis 1.5.2012 war ein Konzert in der Marienkapelle in Monheim am Rhein. Die Begrüßungsworte sprachen Hans Schnitzler, Vorsitzender des Vereins Marienkapelle, und Dr. Ulrich Steffen, Vorsitzender des Monheimer Freundeskreises Bourg-la-Reine. Letzterer läutete zu Beginn eigenhändig die Glocken. Dana Drechsel (Sopran) und Oliver Drechsel (Orgel/ Cembalo/Klavier) präsentierten eine Programmfolge, beginnend mit Stücken von Johann Sebastian Bach, Charles Gounod und Robert Schumann bis hin zu Komponisten des 20. Jahrhunderts, inspiriert durch die Marienkapelle, den Rhein und die Nähe zu Frankreich. Andächtig hörten die Besucher zu, begeistert spendeten sie Beifall.

Kunststücke

Auf dem Monberg in der Nähe der Kapelle erwartete die Besucher ein ganz anderer Genuss: ein Bayrisches Buffet mit einem herzhaften Bier und einem wunderbaren Blick auf den Rhein im Sonnenschein. Der traditionelle Freundschaftsabend begann mit Ansprachen der Vorsitzenden der deutsch-französischen Freundschaftsvereine, Guy Reppelin und Ulrich Steffen, und auch des Bürgermeisters der Stadt Monheim, Daniel Zimmermann, der die Gäste schon bei ihrer Ankunft willkommen hieß. Die „zauberhaften“ Kunststücke von Christoph Wiese rundeten den geselligen Teil des Abends ab.

Surreal anmutend

Am nächsten Tag stand der Tagebau Garzweiler auf dem Programm. Nach einem Vortrag im Informationszentrum der RWE Power, der Betreiberfirma des Tagebaus, fuhren die Besucher in Begleitung eines Führers durch die surreal anmutende Landschaft des Braunkohleabbaus. Gigantische Transportbänder und Schaufelradbagger an den Braunkohleflözen, eine Eisenbahnstrecke, Bewässerungsanlagen, Entwässerungssysteme, Kabelstraßen, das Kraftwerk Frimmelsdorf am Horizont: Atemberaubende Bilder bieten sich dem Besucher. Der RWE-Führer sprach offen über die sozialen und ökologischen Probleme, die durch die Eingriffe in die Natur und die Umsiedlungsmaßnahmen entstanden sind. Ackerland, Waldgebiete, ganze Ortschaften wurden durch den Tagebau zerstört, der Grundwasserspiegel ist dramatisch abgesunken, die Bewohner wurden, teilweise zwangsweise, umgesiedelt und entschädigt. Kaum zu glauben, dass es nach der geplanten Beendigung des Tagebaus im Jahre 2045 40 Jahre dauern wird, bis das gigantische Restloch des Braunkohleabbaus im Zuge einer Rekultivierungsmaßnahme mit Wasser aus dem Rhein aufgefüllt sein wird und hier eine Seenlandschaft entstehen kann. Nach einem köstlichen Mittagessen in der Brasserie von Schloss Paffendorf fuhr man weiter zum mittelalterlichen Städtchen Alt-Kaster, dessen Bewohner Widerstand gegen die Umsiedlungspläne geleistet hatten und so von den Schaufelradbaggern verschont blieben. Franzosen und Deutsche waren entzückt von dieser so schön restaurierten Stadt, sie promenierten in den engen Gassen, bewunderten die alten, gut erhaltenen Gebäude, entdeckten die Erft außerhalb der Stadtmauer und sangen gemeinsam: „Der Mai ist gekommen“. Am nächsten Tag hieß es dann nach den erlebnisreichen Tagen Abschied nehmen: „Auf Wiedersehen!“, „Au revoir!“, „A la prochaine!“.